Elektronik backen, ähh - reparieren

vorhergehende Artikel in: Hardware
12.03.2023

Ich hatte mir vor einiger Zeit einen billigen PoE-Switch aus China angeschafft, um Raspis und ähnliche Kleinstcomputer darüber mit Strom und Netzwerk zu versorgen. Dazu verwendete ich entsprechende PoE-Splitter.

Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass aus dem Splitter kein Strom mehr kam und ich wechselte ihn aus. Da ich faul bin, entsorgte ich das defekte Teil nicht, sondern deponierte es wieder im Schrank in der Grabbelkiste.

Dasselbe Fehlerbild wiederholte sich und ich war erneut zum Austausch des Splitters gezwungen. Wer beschreibt aber mein Erstaunen, als ich feststellte, dass der Splitter, den ich aus dem Schrank genomen hatte und der funktionierte genau derjenige war, den ich beim vorhergehenden Ausfall als defekt aussortiert hatte?

Systematische Tests folgten, bei denen sich herausstellte, dass es nicht am Splitter lag, sondern dass ich aus Versehen einen anderen Port am Switch benutzt hatte. Tatsächlich waren also einige der PoE-Ports am Switch ausgefallen: Datenverkehr war zwar noch möglich, jedoch lieferten einige Ports keinen Strom mehr. Das lag auch nicht am Gesamt-Powerbudget - das war noch lange nicht erreicht.

Ich knirschte zwar mit den Zähnen, aber da ich nicht 8 PoE-Ports brauchte, lebte ich damit. Leider hörte das PoE-Absterben im Switch nicht auf: Als irgendwann nur noch zwei der Ports Strom lieferten war meine Grenze erreicht. Ich orderte einen neuen PoE-Switch und ersetzte den langsam vor sich hin sterbenden.

Damit hatte ich jetzt Raum für Experimente - und den nutzte ich wie folgt: Zwei geschätzte ehemalige Kollegen hatten mir erzählt, dass man Graphikkarten durchaus wieder zum Mitarbeiten überreden kann, wenn masn sie für einige Zeit in den aufgeheizten Backofen legt. Dadurch können - so die Hypothese schwach gewordene Lötstellen auf der Platine wieder erfrischt werden. Nachdem ich die Platine meines Switches zunächst visuell begutachtet hatte und keine Schäden oder Ausfälle finden konnte, griff ich zu diesem Strohhalm, da auch ich nicht über einen reflow-Ofen der benötigten Dimension verfügte.

Zu diesem Verfahren gilt es aber, einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:

  • unbedingt nur die Platine ohne Gehäuse(teile) in den Ofen geben: Die Gehäuse sind selten bei solchen hohen Temperaturen
über diese lange Zeit thermisch stabil. Verfärbungen sind da noch die harmlosesten möglichen Auswirkungen!
  • die elektronischen Komponenten unbedingt nie nackt, sondern immer mit Bratschlauch umhüllt in den Garraum geben: Elektronik
stinkt beim Erwärmen! Am besten man nimmt den Bratschlauch doppelt - und hanz Wichtig: Den Bratschlauch an frischer Luft öffnen, sonst hat man den ganzen Dunst trotzdem in der Wohnung!

Meine Versuchsreihe bestand aus zwei Versuchen: der erste, bei dem ich mit geringerer Temperatur arbeitete, brachte keine Verbesserung. Beim zweiten setzte ich die Platine einer Temperatur von 200 Grad für eine halbe Stunde (Umluft) aus - danach hatte ich wieder 8 funktionierende PoE-Ports in meinem Switch!

Ich will nicht behaupten, dass man mit einem Backofen generell Elektronik immer wiederbeleben kann - aber nach meinen Erfahrungen ist es den Versuch allemal wert!

Alle Artikel rss Wochenübersicht Monatsübersicht Codeberg Repositories Mastodon Über mich home xmpp


Vor 5 Jahren hier im Blog

  • Generator-Framework in JMeter integriert

    27.09.2020

    Nachdem ich neulich zwei neue Container für Software-Tests zu meinem Docker-Zoo hinzugefügt habe ist es nun an der Zeit, ein weiteres Hilfsmittel für Software-Tests mit JMeter vorzustellen

    Weiterlesen

Neueste Artikel

  • Generated Key Management in der sQLshell

    Ich habe an einem neuen Feature der sQLshell gearbeitet, das die manuelle Dateiengabe extrem vereinfacht.

    Weiterlesen
  • LinkCollections 2025 X

    Nach der letzten losen Zusammenstellung (für mich) interessanter Links aus den Tiefen des Internet von 2025 folgt hier gleich die nächste:

    Weiterlesen
  • GUI zur Logback Konfiguration

    Ich habe mich immer wieder darüber geärgert, wenn ich gerade mitten im Entwickeln neuer Features bin und irgendetwas nicht klappt. Dann wollte ich versuchen, herauszufinden, was der Grund dafür sein könnte und natürlich ist das Logging für die eine interessante Klasse gerade deaktiviert. Also: Konfigurationsdatei fürs Logging editieren, speichern, Anwendung neu starten... Damit sollte endlich Schluss ein!

    Weiterlesen

Manche nennen es Blog, manche Web-Seite - ich schreibe hier hin und wieder über meine Erlebnisse, Rückschläge und Erleuchtungen bei meinen Hobbies.

Wer daran teilhaben und eventuell sogar davon profitieren möchte, muss damit leben, daß ich hin und wieder kleine Ausflüge in Bereiche mache, die nichts mit IT, Administration oder Softwareentwicklung zu tun haben.

Ich wünsche allen Lesern viel Spaß und hin und wieder einen kleinen AHA!-Effekt...

PS: Meine öffentlichen Codeberg-Repositories findet man hier.